Sehr geehrte Frau Giffey,
Klein Clara baut mit ihren Holzklötzen eine lange, niedrige Mauer in ihrem Zimmer. Mit Hingabe. „Du stellst alle deine Stofftiere auf die eine Seite der Mauer?“ frage ich sie mit Interesse.
„Ja – damit sie vom Wasser geschützt sind! Damit sie nicht untergehen!“
„Wasser?“
„Ja natürlich, wenn ich mal so gross bin wie du, kommt das Meer bei Flut bis zu uns“.
Es geht ihr wohl um Oldenburg. 1.60 Meter „über Meer“. Das wird sich ändern. Clara hat mir vorhin wohl zugehört. Ich bin Wissenschaftler und diskutierte am Telefon mit einem Kollegen über den Artikel zum Meeresspiegel, in einer renommierten Fachzeitschrift.
Clara weiss offensichtlich, wie Wissen in Taten umzusetzen. Sie hat diese kindlicher Direktheit…
… die wir Erwachsene manchmal verlieren? …die Politikerinnen und Politiker manchmal aus Gewohnheit verlieren weil sie Angst vor Stimmenverlusten haben?
Direkt umsetzen. Bauen, Bildung, beste Wirtschaft, das passt zu Klimaschutz, zu Umweltschutz. Aber ich finde, es passt nicht zu der Art und Weise, wie Sie und viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen Klimaschutz und Umweltschutz betrieben haben, als Sie in Merkels Regierung waren. Mit Sicherheit nicht. Mit Minimalkompromiss-Lösungen von Gestern das Morgen verbessern, das geht nicht.
Wie wäre es, Frau Giffey, wenn Sie mit Ihrem Klimaschutz von neuem bei Ihrem inneren Kind anfangen würden? Das können Sie als Familienministerin bestimmt prima. Bauen Sie zwar nicht Mauern, aber Brücken – für Einsichten, Mut und Aktivitäten, dem Klimawandel entgegenzuhalten. Das ist Gerechtigkeit Clara gegenüber, wenn sie mal groß ist, und wenn Sie, Frau Giffey, pensioniert sind. Dann, wenn Sie auf ihr Leben zurückblicken und dabei kein schlechtes Gewissen haben. Das wäre doch prima. Mit Sicherheit.
Mit freundlichen Grüßen
P.P.A.
P.S. Dieser Brief habe ich bei den Klima Write-ins der Writers for Future geschrieben.
Der Briefwechsel wird öffentlich geführt.