Lieber Reiner Haseloff,
ich habe gerade Ihr Kurzprogramm zu Landtagswahl vor mir liegen. Und ich habe gesucht und gesucht, was es zu Klima- und Umweltschutz sagt.
Leider musste ich feststellen: Es sagt gar nichts dazu.
Und das ist traurig.
Dafür kommt »Digital« und »Digitalisierung« immer wieder vor.
Ich habe nichts gegen Digitalisierung, im Gegenteil. Vor über vierzig Jahren habe ich mein Diplom in Informatik an der TU München erhalten. Ich gehörte zu den ersten zehn, die das dort studiert hatten. Damals war das noch ein neues Fach, gerade gestartet in Deutschland,
Digitalisierung fand ich gut und finde das immer noch. Deutschland war und ist auf diesem Gebiet leider alles andere als führend.
Nur: Womit wollen Sie bitte Ihre Digitalisierung betreiben? Mit den Stromideen des vorigen Jahrhunderts? Braunkohle für die Netze der Zukunft? Da frage ich mich, ob Sie die Digitalisierung auch mit den Computern des vorigen Jahrhunderts betreiben wollen.
Mein erstes Computerprogramm habe ich auf einer Siemens 2002 geschrieben, die hatte 6 Kilobyte Speicher und war größer als ein Schreibtisch. Ich glaube bei allem Respekt, wenn wir heute noch auf dem Techniklevel stehen würden, wäre das eine Katastrophe.
Ist es nicht gerade dem Fortschritt in der Digitalisierung zu verdanken, dass wir heute immer besser Umweltgifte analysieren und nachweisen können, dass uns Computermodelle sagen können, wie sich das Klima verändert und wie die Folgen sein werden, wenn wir nichts tun?
Würden Sie sich freiwillig mit der Technik des vorigen Jahrhunderts am Herzen operieren lassen?
Warum findet sich dann nichts zu Klima und Umwelt in Ihrem Wahlprogramm? Warum nichts dazu, wie sie die Digitalisierung betreiben wollen?
Ich glaube, Ihr Wahlprogramm ähnelt einer Firma, die die Zukunft gewinnen möchte, aber immer noch mit der Computertechnik der siebziger Jahre arbeitet.
Herzliche Grüße,
Hans Peter Roentgen
Mitglied bei Writers for Future
PS: Dieser Brief gehört zu einer Aktion offener Briefe und wird dementsprechend auch veröffentlicht