31.5.2021
Liebe Frau Schwesig,
ich erinnere mich an ein Interview mit der Zeit. Da sagten Sie, dass Sie aus Ihrer gesundheitlichen Krise Kraft und Mut geschöpft haben, um das Leben zu gestalten. Das war mitten in der Corona Pandemie und Sie konnten dennoch Ihre persönliche und Ihre politische Aufgabe erfolgreich meistern. Das hat mich sehr berührt und mir gezeigt, dass man in einer Krise nicht den Mut verlieren und die Aufgaben des Lebens aus den Augen verlieren darf. Leider haben wir durch Corona die Klimakrise aus den Augen verloren. Deshalb brauchen wir Sie jetzt als Vorbild mit Ihrem Mut und Ihrer Kraft, um gemeinsam die Klimakatastrophe zu verhindern.
Ich finde der Klimawandel hat viele Parallelen zu einer Krebs-Erkrankung: Zunächst kann man ihn weder sehen noch spüren. Er entwickelt sich im Stillen, scheint abstrakt, aber wenn man ihn nicht frühzeitig erkennt und bekämpft, dann wird es für eine Heilung zu spät sein. Wir kennen ja den Befund der Wissenschaftler zu der gefährlichen Krankheit des Klimawandels und es zeigen sich ja auch bei uns in Europa erste schmerzhafte Symptome. Nur die passende Therapie für den Patienten Erde steht bisher aus. Wie bei jeder Krankheit sind wir erst bestürzt, was mit unser aller Leben geschehen wird. Dann werden wir traurig, dass uns die Tiere und Pflanzenarten unwiederbringlich wegsterben und die Wälder verschwinden. Dann werden wir wütend, weil wir es doch längst wussten, dass wir so nicht weitermachen können und unsere Kinder diesen Planeten als Erwachsene vielleicht nicht mehr wiedererkennen werden. Dann kämpfen wir.
Sie sind die Spitzenkandidatin der SPD in Mecklenburg-Vorpommern. Ein wunderschönes Bundesland mit viel Natur und Kultur, die es zu erhalten gilt. Mit der nächsten Wahl kommt die Zeit mehr denn je dafür einzutreten und den Klimawandel auf Länder- und Bundesebene zu gestalten. Dabei hat Ihre Partei gewiss vor allem die sozialen Auswirkungen der Krise im Blick. Ich denke da direkt an die Klimagerechtigkeit. Denn, wenn wir den Klimawandel nicht jetzt stoppen oder zumindest eindämmen, dann werden es die dadurch verursachten sozialen Ungerechtigkeiten sein, die unsere Gesellschaft spalten. Ungerecht vor allem für unsere Kinder und für Frauen, die weltweit schon jetzt am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Ich bitte Sie, als Bürgerin, als Mensch, als Writers4Future: Setzen Sie sich ab jetzt mehr für Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und Artenschutz ein, in Ihrem Bundesland, aber auch auf Bundesebene. Sie haben es als Politikerin in der Hand, die schicksalhaften Weichen für unsere gemeinsame zukünftige Entwicklung mitzusteuern. Es sind Ihre und unsere Kinder, die in der Welt von morgen leben müssen. Und Sie haben es schon einmal geschafft eine schwere Krankheit zu meistern, nichts anderes ist der Klimawandel: Eine schwere Krankheit unserer Erde mit gewissen Heilungschancen. Lassen Sie uns und unsere Kinder Sie als Vorbild im Gedächtnis behalten, wenn wir im Jahr 2050 netto null CO-2 Emissionen mehr haben und vielleicht doch noch das gesunde Klimaziel von 1,5 Grad erreichen.
Es grüßt Sie herzlich
Annette Coumont
Dieser Brief wurde bei den Klima-Write-ins der Writers for Future geschrieben.Der Briefwechsel wird öffentlich geführt.