Ein Beitrag von Hans Peter Roentgen
Ich bin Lektor und damit Freiberufler. Außerdem Informatiker und war früher freiberuflicher Softwareentwickler. Nichts Aufregendes. Und doch hatte es einen erstaunlichen Effekt.
Ich musste Buchführung machen und konnte meine Autoabgaben bei der Steuer absetzen. Schön, werden Sie sagen, vielleicht mit etwas Neid.
Nein, gar nicht so schön. Da sah ich nämlich, was die echten Kosten eines Autos sind. Wer keine Buchführung macht, lügt sich da schnell in die Tasche. Die meisten Nicht-Buchführer unterschätzen ihre Autokosten dramatisch.2005 fuhr ich meine Softwaretätigkeiten herunter, das Lektorat brachte noch nicht so viel ein. Ich musste sparen. Und meine Buchhaltung sagte mir: »Am Auto lässt sich am meisten sparen. Für das Geld kannst du jeden Tag Taxi fahren.«
Und ich lebte in Freiburg, da gibt es ein gut entwickeltes Nahverkehrsnetz. Also schaffte ich das Auto ab. Wie oft bin ich dann Taxi gefahren, was glauben sie?
Nicht jeden Tag. Auch nicht jede Woche. Sondern recht selten. Als ich nach Potsdam zog, habe ich mir auch kein Auto gekauft. Potsdam und Berlin haben ein erstaunlich gut entwickeltes Nahverkehrsnetz. Und ich kaufte mir ein E-Bike. Meinem Portmonee hat das sehr gutgetan. Meiner Fitness auch. Ich habe das alles nicht um der Klimagerechtigkeit willen vollbracht. Sondern wegen Geldgier. Ja, ein bisschen auch wegen Fitness. Denn Klimagerechtigkeit kann eine Menge Geld sparen. Jeden Tag Steak essen, ist nicht nur teuer, sondern auch umweltschädlich und gesundheitsschädlich.In Denzlingen, einer Kleinstadt bei Freiburg, wollen sie mehr Menschen von Klimagerechtigkeit überzeugen. Nein, sie vergeben keine riesigen Prämien für Elektroautos. Erhöhen nicht die Benzinpreise.Sie vergeben Prämien, wenn jemand sein Auto abmeldet. Das Portmonee ist immer noch der empfindlichste Körperteil der meisten Menschen.Ja, ich weiß, nicht jeder kann ganz aufs Auto verzichten. Aber vielleicht auf den Zweitwagen? Gibt ja mittlerweile Firmen und Gruppen, die Autos zur Miete anbieten. Taxis hatte ich ja schon erwähnt.Ich würde mich freuen, wenn viel mehr darüber geredet würde, was jeder einzelnen sparen kann, wenn er umweltbewußter lebt. Wie viel länger er leben kann, wenn er nicht jeden Weg mit dem Auto fährt. Ich weiß, wie verführerisch es ist, wenn ein Auto vor der Tür steht, es dann auch zu benutzen. Und damit Geld auszugeben. Und sein Leben zu verkürzen. Ich glaube, eine Prämie wie in Denzlingen würde sehr viel mehr fürs Klima bewirken als 16 Cent Benzinpreisaufschlag. Oder 11.000 Euro Zuschuss für den Kauf eines Elektroautos.
Wirtschaft und Umwelt verstehen viele als Gegensatz. Sowohl Linke wie ex-Präsident Trump.Der Republikaner Arnold Schwarzenegger sah das anders. Und erinnerte in einer begeisternden Ansprache Trump daran, dass Kalifornien die schärfsten Umweltgesetze aller amerikanischen Staaten hat. Und gleichzeitig der wirtschaftlich am schnellsten wachsende amerikanische Bundesstaat ist (https://www.spiegel.de/politik/ausland/arnold-schwarzenegger-vs-donald-trump-die-klima-fehde-a-1150513.html)
Geld regiert die Welt – warum nicht den Klimaschutz?