Sehr geehrter Herr Maier,
ich schreibe Ihnen einen Brief über Klimagerechtigkeit.
Ich habe gesehen, dass Sie gerne draußen sind, in der Natur. Dass Ihnen das wirklich etwas bedeutet. Das glaube ich.
Und ich habe gelesen, dass Sie schockiert waren über den Zustand des Waldes in Thüringen. Auch das glaube ich.
Was ich aber nicht gelesen habe, das war, was Sie tun wollen, für den Klimaschutz, für die Klimagerechtigkeit, die wir so dringend brauchen.
Warum lese ich so wenig von Ihnen darüber?
Sie sind ein Mensch, der sich wirtschaftlich auskennt, der sich mit Digitalisierung befasst. Sie leben in einem Land, in dem rechte Kräfte im Parlament vertreten sind. In einer unglaublich hohen Anzahl. Ich kann das kaum fassen. Und ich bin mir sicher, das geht Ihnen genauso.
Und sie haben eine kleine Tochter.
Das alles habe ich über sie gelesen, auf ihrer Webseite. Aber nichts darüber, wie es weiter gehen soll. Wie kann Thüringen ein klimagerechtes Land werden? Wie kann der Wald erhalten werden? Wie die Landwirtschaft umgestellt werden, auf ökologischen Landbau, den wir so dringend brauchen für die Erhaltung der Biodiversität? Wie werden Sie erneuerbare Energie zur Verfügung stellen? Wie werden Sie den Co2-Ausstoß auf Null reduzieren?
Sie wissen genau wie ich, wie jeder Mensch, der das Thema kennt, der hört, was die Wissenschaft sagt, dass das die Bedingungen sind, die wir schaffen müssen, und zwar sehr rasch schaffen müssen, damit ein Überleben, ein gutes Leben, für alle, im globalen Norden wie im globalen Süden, erreicht werden kann. Ein gerechtes Leben.
Das braucht es alles. Und das braucht es jetzt! Warum lese ich nichts davon bei Ihnen?
Ein Mensch, der sich mit der Natur verbunden fühlt, muss das sehen. Er muss handeln!
Wie schön es wäre, wenn es Gerechtigkeit gäbe, weltweite Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit.
Wie das schmecken würde, wie ein Schluck klares, sauberes Wasser aus einem kühlen Bach. Ein Stück Brot nach einer Wanderung. So schmeckt für mich Klimagerechtigkeit.
Es kann nicht sein, dass Menschen fliehen müssen, und dass sie dann nicht aufgenommen werden, dass sie sogar sterben, auf See. Das stelle man sich vor. Mir ist das unfassbar.
Es ist also ein globales Werk, dass wir beginnen müssen, jetzt. Und gleichzeitig ein höchst lokales, eines, das in Thüringen mit guter Politik beginnen kann. In Solidarität mit allen Menschen, weltweit. Denn für Solidarität, so habe ich es einmal verstanden, dafür steht Ihre Partei. So sollte es einmal sein.
Wir können jetzt noch vieles retten. Wir können die schlimmsten Katastrophen noch aufhalten. Worauf warten Sie, Herr Maier? Es betrifft Sie, mich, und es betrifft noch weitaus stärker ihre kleine Tochter. Wenn Sie es für nichts anderes tun, tun sie es für sie. Denn sie wird sonst eine Welt vorfinden, so heiß, so extrem, so voller Gewalt, dass kann nicht unser Wunsch sein. Bestimmt nicht.
Und das Gute ist: Wenn wir die sozialen und ökologischen Fragen klären, wenn wir es wirklich angehen, dann entsteht etwas Gutes, etwas voller Leben. Etwas, das besser ist, als alles, was wir bisher hatten. Das ist möglich.
Beginnen wir damit. Denn worauf wollen wir warten?
Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
H.
Dieser Brief wurde bei den Klima-Write-ins der Writers for Future geschrieben und wird auf der Homepage veröffentlicht. Ich würde mich über Ihre Zustimmung freuen, Ihre Antwort ebenfalls veröffentlichen zu dürfen.