Sehr geehrte Frau Oldenburg,
ich schreibe Ihnen einen Brief über Klimagerechtigkeit.
Ich habe gesehen, im Parteiprogramm der Linken von Mecklenburg-Vorpommern wird über Klimagerechtigkeit geschrieben. Das hat mich sehr gefreut, als ich das gesehen habe. Ihre Partei hat, so lese ich es, den Klimawandel als wichtiges Thema erkannt und sucht nach Auswegen.
Auf Ihrer persönlichen Seite, Frau Oldenburg, sehe ich aber nichts davon. Das wundert mich. Denn ich sehe, ihre Aufmerksamkeit, ihr wirklich persönliches Anliegen ist die Schulbildung. Ich finde das gut, finde Ihre Auffassung richtig, eine egalitäre, staatliche Schulbildung ohne Angst für die Schüler*innen zu schaffen. Doch: Wie kann ich Schüler*innen betrachten, ohne sofort auch an ihre Zukunft zu denken? Greta Thunberg bringt es auf den Punkt, wenn sie fragt: Wofür sollen wir zur Schule gehen, wenn wir keine Zukunft haben?
Für mich ist das miteinander verwoben, Schule und Klimagerechtigkeit. Denn so, wie ich Sie in Bezug auf die Schule verstehe, indem Sie ein gerechtes Schulsystem fordern, dass niemanden ausschließt, so verstehe ich die Klimagerechtigkeit als das Versprechen an die kommende Generation, dass sie eine lebenswerte Zukunft vor sich haben. Und das nicht nur hier bei uns, im reichen globalen Norden, sondern genauso im globalen Süden. Überall auf der Welt. Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Doch, das wissen Sie, das brauche ich Ihnen gar nicht zu sagen, er trifft zuerst die Ärmeren. Diese Ungerechtigkeit ist ihm eingeschrieben.
Wir sind derselbe Jahrgang, Sie und ich. Sind aufgewachsen auf verschiedenen Seiten des Landes; ich komme aus Schleswig-Holstein. Ich glaube, wir sind eine Generation von Frauen, die so Vieles anders machen können, als unsere Mütter, oder Großmütter gar. Wir sind in unserer Lebensmitte, so empfinde ich es, froher als als Junge. Die Möglichkeiten, die wir haben, die innere Freiheit, die uns stützt, ich empfinde das als schön. Als Aufatmen aus Einschränkungen. Und nun müssen wir diese Freiheit, diese Möglichkeit, einsetzen, um die Nach-uns-Kommenden zu beschützen. Und auch: Um die Jetzt-schon-Seienden zu unterstützen, denn sie brauchen unsere Unterstützung. Überall auf der Welt wollen die Menschen ein gutes Leben führen. Wir müssen alles einsetzen, damit ALLE MENSCHEN ein gutes Leben führen können. Das ist meine Überzeugung. Jetzt und in der Zukunft. Und dafür ist es UNABLÄSSIG, dass wir uns der größten Herausforderung unserer Zeit stellen: Dem Klimawandel. Mit all unserer Kraft, unserem ganzen Herzen. So, wie Sie es jetzt schon tun, für die Schule, so müssen Sie sich einsetzen für die Klimagerechtigkeit. Ohne Klimagerechtigkeit gibt es keine Zukunft. Nicht für Sie, nicht für mich, und ganz und gar nicht für ihre Schüler*innen.
Wie ist Ihre Vision für eine klimagerechte Welt, Frau Oldenburg? Was wollen Sie ganz konkret tun? Und was ist der erste Schritt, den Sie heute gehen werden?
Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
H.
Dieser Brief wurde bei den Klima-Write-ins der Writers for Future geschrieben und wird auf der Homepage veröffentlicht. Ich würde mich über Ihre Zustimmung freuen, Ihre Antwort ebenfalls veröffentlichen zu dürfen.