Liebe Anna-Lenalein,
„seufz“, was ist hier nur los „Kopf schüttel“ Fluten im Westen Deutschlands, Felder, gar ganze Landstriche verdürren, Brände in dem voller Wälder bekannten Kanada, Hitze und Menschen sterben daran, Menschen ertrinken, Menschen verhungern. Wie harmlos das gerade klingt. Als würde ich einen Roman, eine Naturdystopie erzählen. Aber manche Romane haben den Charakter, teils wahr zu werden. Das hoffe ich von Hallanders „42 Grad“ nicht.
Ja, ich weiß. Das hat man doch in den 80ern schon gesagt. Und da waren wir zwei frisch in die Schule gekommen, die Wende stand an und es war das Jahrzehnts des Aufbruches und der Frauen, die sich endlich im Beruf verwirklichen konnten. Wer hat zugehört? Viele vielleicht. Aber getan haben wenige. Dann sind die Grünen in den Bundestag gezogen. Mit Klocks und Babys in Tragetaschen und Schmudelklamotten und frechen Sprüchen an die alteingesessenen, weißen Männer.
Ja, ich weiß. Die Grünen haben es ja schon angekündigt und deswegen sind sie ja da eingezogen. Und wir in der Schule und ahnen nix. Weil man uns nix gesagt hat und die Stimme der Vernunft für so viele doch zu leise war. Und viele lieber das Gelde gesehen haben. Und warum auch immer. Wir waren nicht Fridays for Future, obwohl es auch um unsere Zukunft ging. Denn dass das Wetter umschlägt, ist ja nicht erst seit einigen Jahren so.
Ja, ich weiß. Was erzähle ich dir das. Du bist ja bei den Grünen. Und gewiss genau deswegen. Und das hoffe ich sehr. Und du tust das ja auch für deine Kinder. Das sie eine Zukunft haben. Alle Kinder heute morgen diese Gesellschaft gestalten können, sich in Berufen, im Leben ausprobieren können, frei durch die Welt gehen können ohne Angst vor einer Flut, Dürre, Hunger. Ich frage mich mittlerweile immer öfter, wie das Leben meiner Tochter sein wird.
Und nun rennen sie dir die Bude ein, stellen sich vor die Türen des Bundeskanzleramtes und sagen: „du gommst hier nisch rein, Mädchen!“
Aber du bist Anna-Lena, du bist die Erste der Grünen, die dafür aufgestellt wird. Und hörst die Stimme der Vernunft. Auch wenn das Meister Fischer nicht immer gelang. Er gab sein Bestes.
UND JETZT KOMMST DU …
Ich bin leider kein Prophet. So hoffe ich zu sehen, wie du freundliche lächelnd und winkend an diesen Kerlen ins Amt gehst und ihnen dann einen Kaffee und Küchlein für einen Willkommensblausch anbietest.
Bleib dran, gib nicht auf, geh‘ weiter. Denn es gibt genug, die zu dir stehen.
Ich könnte dir jetzt das Lied von Elsa aus Eiskönigin 2 singen: „Glaub‘ an dich“, weil das (für mich) gerade der richtige Song an dich ist.
Ja, ich weiß. Du machst Fehler. Gerade das macht dich menschlich und sympathisch. Wobei ich das „Problem“ mit deinem Buch nicht sehe… Und egal, selbst wenn da eins wäre. Das lässt nicht an dir zweifeln.
Und du weißt ja: die anderen bellen aber beißen nicht. Deswegen stellst du dich ja zur Wahl, nicht die. Die bleiben sitzen, du stehst auf. Die reden nur, du willst machen.
Was kann ich dir noch sagen, außer: sehr gut, Applaus, weiter so.
Dahinten ist das Amt, erobere es dir. Es wartet auf dich. Wir warten auf dich.
Liebe Grüße
die Isabel
P.S: Dieser Brief wurde bei den Klima-Write-ins der Writers for Future geschrieben und wird auf der Homepage veröffentlicht. Ich würde mich über Ihre Zustimmung freuen, Ihre Antwort ebenfalls veröffentlichen zu dürfen.