Liebe Frau Baerbock,
wie sie bin ich Mutter zweier Töchter und aufgrund der voranschreitenden Klimakrise in tiefer Sorge um ihre Zukunft. Während meine zweijährige Tochter nachts friedlich neben mir schläft, lese ich häufig über abschmelzende Gletscher, abtauende Permafrostböden oder- ganz aktuell- über das Hochwasser in Teilen Deutschlands.
Als 2019 mit der fff- Bewegung die Klimakrise in den medialen Fokus rückte, wurde mir erstmals bewusst, wie gefährlich und wie weit voran geschritten die Klimakrise ist. Und das mit jedem Jahr der steigenden Emissionen und der politischen Untätigkeit die Gefahr steigt, Klimakipppunkte zu erreichen, die zu einer nicht mehr aufzuhaltenden Erderwärmung führen werden.
Das Wissen um diese Bedrohung nimmt mir ein Stück weit die Freude am Aufwachsen meiner Kinder. Momentan noch in der anstrengenden Kleinkindphase sehne ich mich eigentlich danach, das Windeln und durchwachte Nächte der Vergangenheit angehören, dass die Kinder älter und selbstständiger werden. Ich sehe sie vor meinem geistigen Auge mit Schultüten in der Hand, kichernd bei Übernachtungen mit ihren Freundinnen und als trotzige Teenager, die meinen Partner und mich mit dem ohrenbetäubenden Lärm irgendwelcher Teenie- Bands in den Wahnsinn treiben. Die Freude auf all diese kommenden Ereignisse (mit Ausnahme der Teenie- Band vielleicht) vergeht mir, wenn ich daran denke, das sich in spätestens zehn Jahren entschieden hat, ob wir die vielen tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen vorgenommen haben werden, die schnell zur Klimaneutralität führen werden und somit die gefährlichen Klima- Kipppunkte umschiffen. Ansonsten muss ich meine Töchter weiter in dem Bewusstsein groß ziehen, das sich zu ihren Lebzeiten Klimakatastrophen ereignen werden, die- auch zu ihren Lebzeiten- zum Zerfall der menschlichen Zivilisation führen werden. Und ich weiß nicht wie. In solchen hoffnungslosen Phasen, die derlei Gedankenspiele mit sich bringen, denke ich, dass alles was ich meinen Kindern noch bieten kann, eine hoffentlich schöne, unbeschwerte Kindheit ist.
Dennoch habe ich Hoffnung- auch ausgelöst durch sie und ihre Partei. Auch wenn meine Kinder in ökologisch krisenhafteren Zeiten leben werden als ich bisher, besteht meine Hoffnung nicht nur darin, dass uns gesamtgesellschaftlich eine schnelle Dekarbonisierung gelingt, sondern auch, dass ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen dazu beitragen, das meine Kinder eine inklusive, sozial gerechte und emanzipatorische Gesellschaft erleben werden. Ich wünsche mir, dass sie und ihre Partei sich selbstbewusst für solche Gesellschaft einsetzen. Ich bin mir sicher, dann können sie auch das Verbots- Narrativ, das ihrer Partei seit langem anhaftet, überwinden. Gerade nach den aktuellen Klimakatastrophen wird deutlich: rechtfertigen müssen sich endlich die, die Klimaschutzmaßnahmen bremsen und damit die Heimat und das Leben von Menschen gefährden.
Liebe Frau Baerbock, zeigen sie in den letzten Monaten des Wahlkampfes auf, was wir alles gewinnen können durch 1,5 Grad kompatiblen Klimaschutz!
Hoffnungsvoll und mit freundlichen Grüßen,
Petra Nielsen