Sehr geehrter Herr Laschet,
ich vermisse bei Ihren Auftritten im Wahlkampf den großen Mann an ihrer Seite.
In ihrem Schattenkabinett spielt Friedrich Merz eine tragende Rolle, lassen Sie ihn doch bitte einmal öffentlich sprechen, damit der Wähler erkennt, was wirklich auf ihn zukommt, wenn er ihre Partei wählt.
Mit Ihnen als Kanzler.
Ich erinnere mich an einen TV-Auftritt ihres Parteifreunds im Zusammenhang mit einer Krankenschwester, die sich, emotional von den Coronatoten betroffen, über die Lage auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern äußerte.
Merz entblödete sich nicht, im nächsten Atemzug von der notwendigen Privatisierung des Gesundheitswesens zu schwadronieren.
Eiskalt!
Ein Duo wie Putin und Medwedjew in der CDU?
Stan und Ollie auf der Regierungsbank?
Das könnten lustige Regierungszeiten werden, allein die Zeiten sind so gar nicht lustig, sagt die Klimawissenschaft. Es laufen ja bereits Studien, welche Länder der Erde im Katastrophenfall die sichersten Zufluchtsorte wären. Neuseeland, Island und Irland liegen in den Charts an der Spitze. Mancher Milliardär hat sein Anwesen dort bereits erworben, einen Trepper-Bunker inklusive.
Ein Tipp:
Könnte Merz früherer Arbeitgeber Blackrock nicht in diesen Ländern investieren? Das ließe sich ganz einfach als „Klimaanpassungspolitik“ verkaufen. Der CDU. Ihrer Wählerschaft. Solange es dort eine Kirche gibt.
Uns Mietern verspricht der Vertreter der „freien Marktkräfte“, Herr Merz, dagegen Neubauten im zukünftigen Katastrophengebiet. Super, das wird die Mieten senken, wenn alles unter Wasser steht.
Die freien Marktkräfte haben mich persönlich bereits aus dem Zentrum Berlins an den Stadtrand verdrängt. Bei mir kommt Ghettoromantik auf, wenn ich an eine entfesselte Marktwirtschaft denke.
Sozialer wird´s nimmer, die öffentlichen Kassen sind leer. Denn an den Krisen der vergangenen Jahre verdienten sich einige eine goldene Nase. Freiwillig geben die ihr Gerafftes sicher nicht wieder her.
Bitte, zeigen Sie meinen Brief nicht dem sozialen Flügel Ihrer Partei, denn ich möchte ihnen Herrn Merz nicht zumuten.
Die CDU steht vor einem Rechtsruck, das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Hinter vorgehaltener Hand kursieren längst in ihrer Partei AFD Parolen: „Merkel muss weg!“
Die Protestantin geht, aber sie wird durch keine katholische Sozialethik in der Union ersetzt. Nicht mit Friedrich Merz als Minister, sofern Sie gewinnen, im Kabinett.
MfG,
Volker Lüdecke