Sehr geehrte Frau Wissler, sehr geehrter Herr Bartsch,
ich schreibe Ihnen einen Brief über Klimagerechtigkeit. Was bedeutet das für mich?
Ich möchte, dass alle Menschen ein würdevolles Leben führen können, hier, und überall auf der Welt. Dass die Grundbedürfnisse aller gestillt sind. Sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung, saubere Energie, gute Lebensmittel. Ich denke das immer global. Es kann keine Gerechtigkeit für wenige geben, nur für alle gemeinsam.
Sie schreiben Ähnliches in Ihrem Parteiprogramm, so verstehe ich Sie.
Und Sie möchten die großen Konzerne zur Verantwortung ziehen. Das finde ich gut.
Wie können Sie es schaffen, das Ruder noch herumzureißen? Wie können wir das schaffen?
Ich bin ratlos. Und ich bekomme Angst. Vor einer düsteren Zukunft. Vor Kriegen.
Jetzt schon sterben Menschen an unseren Grenzen, im Mittelmeer. Ich finde das eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes. Wie ist soetwas möglich? Wie können wir soetwas zulassen?
Ein Mensch ist ein Universum. Mit dem Tod eines Menschen zerschellt dieses Universum. Das darf einfach nicht passieren. Das kann niemand von uns mittragen. Ich will so nicht leben. Soetwas darf ein Staat nicht tun.
Es gibt viel Brutalität in unserer Gesellschaft. Und der Klimawandel bringt eine neue Krisenhaftigkeit ein, die ganz und gar furchtbar ist. Die nie dagewesen ist. Und er tut es JETZT. In vielen Ländern der Erde ist er schon überdeutlich spürbar. Und auch wir bekommen einen Vorgeschmack darauf.
Wie wollen wir das bewältigen? Ich bin ratlos.
Ich möchte Politiker*innen, die sich ernsthaft auseinandersetzen mit der Krise, in der wir sind. Dass sie alles, wirklich alles andere an Unwichtigem beiseite lassen und diese Krise lösen. Zu der Krise gehören alle großen Gerechtigkeitsfragen unserer Zeit.
Es ist nicht zu spät, die schlimmsten Auswirkungen abzumildern.
Und was soll das auch: zu spät, nicht zu spät. Was können wir anderes tun, als mit all unserer Kraft zu versuchen, die Katastrophe zu verhindern?
Es gibt eine Stimme in mir, die sagt: Es ist auch eine Chance. Wir können anders leben. Sein statt Haben. Auf die wichtigen Dinge Wert legen. Kultur. Nicht Konsum. Spielen nicht zerstören. Es sind viele Menschen, die sich engagieren. Vielleicht haben wir eine Chance, wirklich etwas zu verändern.
Wie werden Sie dafür eintreten, dass Klimagerechtigkeit passiert? Bei allen Entscheidungen, bei allem, was kommt? Wie werden Sie ganz persönlich dafür Sorge tragen, dass wir weltweit in Gerechtigkeit leben können? Immer mehr, immer schneller. Welches sind Ihre Schritte?
Und was ist Ihr allererste Schritt? Und: Gehen Sie ihn heute?
Über eine Antwort freue ich mich.
H.
Dieser Brief wurde bei den Klima-Write-ins der Writers for Future geschrieben und wird auf der Homepage veröffentlicht. Ich würde mich über Ihre Zustimmung freuen, Ihre Antwort ebenfalls veröffentlichen zu dürfen.