Sehr geehrte Frau Bettina Jarasch,
ich sitze hier vor meinem Laptop, möchte einen Brief an Sie über Klimaschutz schreiben – und denke als erstes: „Ist das überhaupt richtig?“ Schließlich verbrauche ich wertvollen Strom, sprich CO2. Ist es das Wert? Und meine Zeit?
Das hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab: Kann ich als Kielerin überhaupt die Berliner Spitzenkandidatin der Grünen erreichen? Ist das sinnvoll? Immerhin geht es um eine Landes- oder besser Hauptstadtwahl. Eine Stadt, die ich manchmal besuche, aber in der ich nicht lebe und nicht wähle.
Doch, denke ich dann, immerhin kenne ich eine Menge Menschen in und um Berlin, und deren Lebensqualität ist mir nicht egal.
Und ja, es passt zusammen: Klima macht vor (Landes-)Grenzen nicht halt.
Natürlich nicht.
Aber ist das, was ich zu sagen habe, diese Menge CO2, die ich nicht einmal beziffern kann, wert? Eigentlich haben die Grünen allgemein und Sie insbesondere das Thema und seine Bedeutung doch längst auf dem Schirm.
Da brauche ich nicht mehr viel hinzuzufügen. Oder?
Mir fällt auf, auf Ihrer Homepage nennen Sie Klima und Mobilität in einem – digitalen – Atemzug. Aber was ist mit Klima und Wirtschaft?
Klima und Menschsein?
Klima und Lebensbereiche aller Art?
Mir fällt auf: Es ist viel von Investitionen in öffentlichen Nahverkehr die Rede.
Aber was ist mit den ganzen CO2-Leuchten, pardon, glitzernden, blinkenden, leuchtenden Werbeflächen, Straßenlaternen, Schaufensterbeleuchtung, Club-Geflirre?
All das kostet eine Menge Umwelt-Belastung.
Sicher mehr als mein kleiner Klima-Brief.
Werden Sie dafür sorgen, alle diese Aufmerksamkeit heischenden Lichter zu dimmen?
Manch einer mag sie für Flair halten.
Ich als Küstenbewohnerin bin recht froh, dass meine Stadt in dieser Hinsicht noch nicht so optisch verseucht ist. Mit Bedauern nehme ich allerdings seit Jahren die auch hier zunehmenden digitalen Werbeflächen zur Kenntnis.
Alles unnötige Material-Herstellung und Umwelt unfreundlicher Betrieb.
Ich träume davon, nicht nur Fuchs und Hase in großen Städten gute Nacht zu sagen – sondern auch die Sterne wieder zu sehen. Frei zu sein von dieser ökologisch und gesundheitlich nicht zuträglichen Leuchtreklame, optischen Nacht- und Tag-Beschallung.
Dann braucht es auch nicht so viele Ausflüge „in die Natur“. Dann ist Natur und Stadt weniger Gegensatz. Kann auch innerstädtisch aufgetankt werden.
Ich freue mich auf Antwort, was Sie zu dem Thema denken.
Viele Grüße Ellen Westphal