In Folge 2 des Erzähllabors zum Konflikt ist erneut ein kollagierter Text entstanden, den wir mit Erlaubnis der Autor:innen mit euch teilen möchten.
Wieder staunen wir über diesen Text. Danke.
Es macht mich wütend, dass unsere Gesellschaft sich inklusiv schimpft, während Menschen ausgegrenzt, stigmatisiert und ignoriert werden. Wie schaffen wir ein gesamtgesellschaftliches Verständnis für andere Lebensrealitäten? Welche Anlaufstellen, wohin mich wenden? Die Welt ist komplett im Mangel. Kann auf dich aufpassen und auf mich. Geborgenheit. Es gibt kaum ein eigenes Denken mehr, ein selbst-zu-einem-eigenen-Urteil-kommen-wollen und eine große klaffende Lücke in der Vorstellungskraft. Die Vereinzelung der Menschen in all ihrer Scheinverbundenheit mit den Handykontakten lässt ein physisches Miteinander immer unattraktiver werden.
Wir vergessen unseren Körper so wie den der Erde. Wir haben nicht genügend Raum und blicken böse zu den anderen rüber. Mir fehlt Geborgenheit. Erfüllung und Klärung.
Zeit, das ist der Mangel, von dem ich überall höre. Oder besser gesagt: Zeitdruck. Das sicherste Mittel, um Empathie auszutreiben. Wo kommt diese Unruhe her, dieses Gehetztsein, das über allem liegt? Wir haben vergessen, den Wert, aus einem Bach zu trinken. Was macht ein Tod, wenn wir auf Neustart drücken können? Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Information und Show. Überall sind Menschen, jeder möchte einen Platz für sich: ein Haus, eine Wohnung, ein Zimmer zumindest, einen Ort, wo man sein kann. Die, die den Platz haben, den Raum, verteidigen ihn eifersüchtig. Mein Haus, mein Garten, mein Land. Meine Familie, meine Freund:innen, mein Umfeld, ich – wir alle reden vom weg sein vom hier sein. Unser Leben hat sich von der Natur entkoppelt, wir fühlen uns gar nicht mehr als Teil des Ganzen. Wähnen uns überlegen und sind doch nur am Sehnen.